JET-Gruppe unterstützt mit Sonderkonstruktion Bau einer diplomatischen Vertretung in Berlin
Mit vielen interessanten Detaillösungen wartet ein eurasisches Botschaftsgebäude in Berlin auf: Ein optisches Highlight des Baues ist – neben der typisch osmanischen Ornamentik in einzelnen Bauteilbereichen – die auffällige Glasdacharchitektur. Gläserne Tonnendächer über dem Foyer und dem angrenzenden Atrium tragen durch ihre spezielle Ästhetik zum attraktiven Gesamterscheinungsbild bei. Tageslichtdurchflutete Räume sorgen für eine besucherfreundliche Wohlfühl-atmosphäre – bei gleichzeitig hohem Hitzeschutz dank hochwertiger Verglasung und durchdachter Rauch- und Wärmeabzugs-Technik. Bei der planerischen und baulichen Umsetzung zahlte sich für den Bauherrn und den Generalunternehmer die langjährige Erfahrung der JET-Gruppe mit objektspezifisch zu optimierenden Dachverglasungs-sonderkonstruktionen aus.
Prägendes Merkmal des von den Berliner Architekten Volkmar Nickel, Felipe Schmidt und Thomas Hillig entworfenen Botschaftgebäudes sind die beiden über ein gläsernes Foyer miteinander verbundenen Gebäudeflügel. Sie stehen für die Lage des Landes auf zwei Kontinenten. Das verbindende Foyer wird deshalb wie die Meerenge „Bosporus“ genannt. Die kommunikationsfördernde Transparenz von Foyer und Atrium symbolisiert gleichzeitig die Mittlerposition zwischen Orient und Okzident.
Das repräsentative Bauwerk verknüpft dementsprechend auch osmanische Stilmittel mit Gestaltungselementen der europäischen Architektur. So wird beim Sockel und den Obergeschossen der Kalksandsteinfassade, dem historischen Kupferportal des Vorgängerbaus und den gläsernen Foyerwänden das traditionelle Girih-Ornament neu interpretiert und optisch gelungen an den Bauteilen umgesetzt.
Auf bewährtes Know-how vertraut
Der Baustoff Glas spielte im Entwurf der Architekten aufgrund seiner Transparenz und damit auch visuell zu vermittelnden Offenheit eine zentrale Rolle. Die großen Glasflächen stellten – insbesondere im Dachbereich – sowohl hinsichtlich der Statik als auch in brandschutztechnischen und raumklimatischen Aspekten hohe Anforderungen an die Glas- und Tragkonstruktion. Man vertraute dabei auf die Erfahrung und das Know-how der ostwestfälischen JET-Gruppe (Hüllhorst). „Schon bei der Angebotserstellung des Generalunternehmers im Rahmen der Leistungsausschreibung haben wir für die gläsernen Dachbereiche unterstützend mitgewirkt“, erklärt Diplom-Ingenieur Jörg Menschel, Niederlassungsleiter Vertrieb bei der JET-Unternehmensgruppe.
In enger Abstimmung mit den Bauverantwortlichen entwickelten die JET-Ingenieure sowohl für das Foyer als auch für das Atrium eine überdeckende Glasdachlösung mit aufgeständerten, tonnendachförmigen Sonderkonstruktionen. Sie schließen beim Foyer in Teilbereichen an die Fassaden der Gebäudeflügel an. Als Tragwerk diente eine Stahlkonstruktion mit auf die Objekt-Anforderungen zugeschnittenen Sonderprofilen. Das Tragwerk und die Aufsatzkonstruktion wurden im Werk in Form von einzelnen Bauelementen in transportfähigen Maßen vorgefertigt und auf der Baustelle zusammengeschweißt. Für den erforderlichen Rauch- und Wärmeabzug (RWA) ordnete man im Bereich der Dachaufständerungen im Foyer und Atrium 167 Lamellenfenster an.
Hohe Ansprüche an die Verglasung
Insgesamt waren bei den Tonnendächern inklusive ihrer Giebel und Aufständerung rund 1.500 Quadratmeter mit einer Verglasung zu versehen. Da die für Wartungs- oder Reinigungsarbeiten betretbaren Glasflächen nach den gesetzlichen Bestimmungen für Überkopfverglasungen (TRLV) hohe Durchsturzsicherheit bieten mussten, wurde beim Glasaufbau für die Außenscheibe ein Verbund-Sicherheitsglas mit zwei Scheiben (6 und 10 Millimeter) aus teilvorgespanntem Glas vorgesehen. Als Innenscheibe wählten die zuständigen Planer von JET ein zwölf Millimeter dickes Verbund-Sicherheitsglas. Dadurch ergab sich zusammen mit dem Scheibenzwischenraum von 16 Millimetern eine Gesamtdicke der Verglasung von 44 Millimetern. Die Verglasung erreichte zugleich einen wärmedämmenden und damit Heizenergie einsparenden Wärmedurchgangskoeffizienten Ug von 1,0 W/(m²K).
Nach den Sicherheitsbestimmungen für betretbare Über-kopfverglasung musste zur Gewährleistung der Absturzsicherheit für diesen individuellen Glasaufbau eine sogenannte „Zustimmung im Einzelfall“ eingeholt werden. Daher wurde ein entsprechender Bauteiltest an der Verglasung vorgenommen. Der vorgeschriebene Fallversuch mit einem Glaskugelsack belegte die ausreichende Durchsturzsicherheit.
Zudem hatte die Verglasung nach den Vorgaben des Bauherren weitere hohe bauphysikalische Anforderungen zu erfüllen: Zum Schutz vor Überhitzung des Foyers und Atriums bei intensiver Sonneneinstrahlung durfte der Gesamtenergiedurchlass (g-Wert) nicht größer als 27 Prozent sein. Die Verglasung musste einen einzuhaltenden Lichttransmissionswert von mindestens 50 Prozent gewährleisten, um eine ausreichende Tageslichtdurchflutung sicherzustellen – Und dies trotz eines 60prozentigen Siebdruckanteils auf der Innenscheibe, mit einem um 60 Grad versetzten Punktraster.
Maßgeschneiderte RWA-Lösung für Treppenhäuser
„Auch bei anderen Detaillösungen, wie dem Rauch- und Wärmeabzug in den Treppenhäusern, nutzte der General-unternehmer unser Know-how“, betont Diplom-Ingenieur Menschel. Die Planung und Ausführung von RWA-Anlagen gehört zu den Kernkompetenzen der JET-Unternehmensgruppe. So wird der im Brandfall zu garantierende Abzug von Rauch und giftigen Brandgasen in den Treppenhäusern durch sechs JET-Top 90-Lichtkuppeln mit glasfaserverstärkten Kunststoff (GFK)-Aufsetzkränzen sichergestellt. Die nach den Wünschen des Auftraggebers zusammengestellten Treppenraum-RWA-Sets enthalten alle erforderlichen Komponenten für eine funktionssichere und leicht zu montierende RWA-Komplettlösung. Die durch die jeweilige JET-Treppenhaus-Zentrale im Brandfall automatisch ausgelöste Öffnung der einzelnen Lichtkuppeln erfolgt dabei mit Hilfe eines 24 Volt-Kettenschubantriebs. Eine der montierten Lichtkuppeln fungiert zugleich als Not-Dachausstieg.
Zum gesamten Leistungsumfang der JET-Gruppe gehörte zudem die Ausführungsplanung und Montage eines vor der Witterung schützenden Vordachs am Personaleingang. Die Dachfläche musste für Wartungs- und Reinigungsarbeiten bedingt betretbar sein. Als obere Eindeckung dient in farblicher Anlehnung an das gebäudeprägende Kupferportal des Eingangsbereiches ein 40 Millimeter dickes Trapez-Aluminiumblech mit altkupfer-farbiger Beschichtung.
Feierliche Eröffnung
Mit dieser nationalen Landesvertretung wurde das letzte größere Botschaftsgebäude in Berlin fertig gestellt. Das Bauwerk schloss auf attraktive Art und Weise die Bebauungslücke zwischen der italienischen und der südafrikanischen Botschaft. Bei der offiziellen Eröffnung konnten sich rund 1.400 Gäste aus dem In- und Ausland vom stilvollen Erscheinungsbild des Gebäudes und der behaglichen Raumatmosphäre unter den gläsernen Tonnendächern überzeugen. Der Botschafter dankte den Baubeteiligten für die trotz der eng gesteckten Terminierung erreichte Qualität der Ausführung und die zügige Realisierung des anspruchsvollen Entwurfs.
Autor: Dipl.-Ing. Hans-Gerd Heye
Bautafel
Projekt: Eurasisches Botschaftsgebäude in Berlin
Objektadresse: Tiergartenstraße 19-21, Berlin
Entwurf: Architekturbüro nsh Architekten, Berlin
Entwurf, statische Berechnung und Einbau Glasdächer: JET - Gruppe, Hüllhorst
Planung und Ausführung RWA-Anlagen: JET-Gruppe, Hüllhorst
Glasflächen Foyer und Atrium: 1.493 m²
Bauzeit: 2009 bis 2012
Baukosten: ca. 30 Mio. Euro